Öffne den Mund
wenn der Stickschlamm
aus den Katakomben
hochsteigt
Miasma der
inneren Gestirne
Urknall der Seele
du mußt nicht schreien
öffne den Mund
und sprich
oder stammle
die Sonne spricht mit
und der Wind
sie formen das
feuchtglatte Wort
und trocknen
die wilden Gedanken
Gefühlgestalten
und bald spuckst
du Ton
wie weiches Fossil
lebenden Lehm
und wäschst von
den Lippen
die Asche
der Zeit
Tag: 3. Juli 2018
Akkommodation
Hinter der Tür des Psychologen findet ihr die Tiefe nicht. Wenn er gut ist, dann macht er euch höchstens Mut zu euch selbst. Gehen müßt ihr allein: durch die Kellertür. Dahinter aber ist es erst mal scheinbar dunkel. Und nicht in jedem Kellerraum ist ein Lichtschalter. Wenn ihr nun furchtsam davonlaufen wollt, denkt daran: Das Auge braucht etwas Zeit, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen, aber bald werden die ersten Konturen sichtbar. Dann wird die Orientierung leichter, doch was ihr dann zu sehen bekommt, das kann euch niemand vorher sagen.
Du anderer
Willst du dich sehn
laß den Spiegel
sieh mich an
atme tief den Geruch
der schwefligen Lügen
im Ehrlichkeitskult der
verschlossenen Schlösser
hinter denen
du dich verkriechst
in mir.
Oder wende dich ab
von dir
wenn die Schlüssel
klirren in mir
dem Gefängnis
deiner unausgesprochenen
Gedanken.
Wenn die Blicke
sich streifen
siehst du vorbei
siehst deinen
Rücken
wie er im Dunkel
verschwindet
in den Schatten
deiner Unmöglichkeit
so fern wie
die Sonne
als wäre kein Tag.
Vorbei der Traum
der Unendlichkeit.
Vorbei der Traum
der Geburt
Besser
Wer heute beschließt, morgen etwas besser zu machen, gibt damit gleichzeitig zu, daß er es gestern nicht gut genug gemacht hat. Das hält viele davon ab, sich weiterzuentwickeln.
Baden
Das Baden in Dummheit hat neben den schlechten Gerüchen immer auch einen angenehmen Nebeneffekt: Es befriedigt unsere Eitelkeit, denn wir können uns dabei leichter schlau vorkommen, als wenn wir im Klaren badeten. Denn im Klaren hebt man sich nicht so leicht ab. Außer wenn man dumm ist.