Über den Wert von Selbstaussagen

Wenn jemand etwas über sich selbst sagt, kann es sein, daß er sich selbst täuscht und damit auch andere. Möglich ist, daß er sich selbst täuscht, aber andere damit nicht täuschen will und kann, weil sie etwas sehen, was er selbst nicht wahrnimmt. Es kann auch sein, daß er selbst sich nicht täuscht, sondern nur andere täuschen will. Ob seine Aussagen positiv, negativ, gemischt oder neutral sind, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Oder er sagt die Wahrheit über sich selbst, soweit sie in Erfahrung zu bringen war. Das ist eher selten, weil schwierig, aber nicht ganz unmöglich.

Prophezeiung

Angesicht in Angesicht
mit dem Leid
wird erschrecken
die Zeit
und zersplittern
in Unendlichkeit

 
Spötter 1: Aber wir werden es
nicht mehr erleben.

Spötter 2: Wie Jesus.

Spötter 1: Aber der ist wiedergekommen.

Spötter 2: Selber schuld

Fortschritt

Titanenpathos ist verklungen
die großen Worte auf dem kleinen Blatt
Menschheit, deine Dämmerungen
fanden nur in Büchern statt.

Übrig bleiben stumpfe Zungen
im Speck verhungert, übersatt.
Menschheit, deine Dämmerungen
finden nun im Nebel statt

Unterhaltung

Es gibt kaum etwas Unterhaltsameres und Anregenderes als einen Dialog zwischen Leuten, deren Meinung inkommensurabel oder gar diametral entgegengesetzt ist und deren Humor und Intellekt kommensurabel. Wobei nebenbei deutlich wird, daß auch Intellekt und Humor nur zwei von vielen Faktoren bei der Meinungsbildung sind. Das wußten schon die vorsokratischen Sophisten und haben es auf die Spitze getrieben: Man kann auch geistreich dummes Zeug erzählen und damit Erfolg haben.

Meines Erachtens (Nachtrag)

Meines Erachtens müßten wir, wenn wir die Einsicht in den temporären Charakter von Meinungen und Erkenntnissen nicht als allgemeingültig und üblich voraussetzen, konsequenterweise statt m. E. m. E. t. (temporarius) sagen, weil wir doch alle wissen, daß wir beim Bau unserer Meinungen wie Bauunternehmer in erdbebengefährdeten Gebieten gern die billige Sorte Zement benutzen. Zum Glück können wir immer wieder nachbessern, ohne daß jemand außer uns selbst zu Schaden kommt.

Armes Deutschland

Erika Steinbach, ehemals nach illegaler Einwanderung ihrer Eltern in Polen aus Polen ausgewandert, um der unbestreitbar nicht unverständlichen Vertreibung zuvorzukommen, aus der CDU ausgewandert, um … man weiß es nicht, nun AfD-Sympathisantin, also besonders fit im Kopf, war neulich auf eine Satire des bösen und lustigen »Postillons« reingefallen.

Der Text trug die Überschrift »Wegen Kreuz im Logo: Strenggläubiger Muslim will keinen Jägermeister mehr trinken.« Dazu schrieb sie auf Twitter: »Hoppla, ich dachte Muslime dürfen keinen Alkohol trinken. Also kann Jägermeister diese Drohung gelassen hinnehmen. Aber es ist schon dreist, was hier in Deutschland abgeht.«

Gerade hörte ich wieder von ihr:
»Deutschland ist ein Fall für den Psychiater, und … wir die Therapeuten …«

Armes Deutschland.