Bumerang

Vor einiger Zeit bekam ich eine lange Mail von einem, der mir und einem anderen mal auf den Schlips treten wollte, was ihm jedoch nicht gelang, weil er übersehen hatte, daß ich keinen Anpassungsstrick um den Hals trage, aber der selbst einen derart langen mit sich schleppte, daß ich nicht vorbeitreten konnte. Was ihm nun wieder gar nicht gefiel.

Trotz enervierend redundanter Diktion habe ich nicht verstanden, was er von mir wollte, nur eines: Mein Blog gefällt ihm nicht. Das ist sein gutes Recht, und er darf das gern auch öffentlich kundtun. Was ihm, wie er mir mitteilte, zu umständlich sei, wobei er mir gleich unterstellte, das liege in meiner Absicht. Tut mir leid, kann ich nur sagen, da irrst du dich gewaltig. Ich habe nicht beim Blogbetreiber (damals noch Blogigo, ist schon ein paar Jahre her) darauf hingewirkt, daß die Leser sich anmelden müssen, bevor sie kommentieren können, obwohl das so umständlich nun auch nicht ist, aber sei’s drum: Ich freue mich über jeden Kommentar, und ich gehöre nicht zu denen – ich will hier keine Namen nennen –, die jeden Kommentar umgehend löschen, wenn er sich inhaltlich nicht mit ihrer eigenen Meinung deckt, oder die Kommentarfunktion ängstlich der Zensur unterwerfen, was ich bei längerer Abwesenheit allerdings nachvollziehen kann. Im Gegenteil: Man kann aus Kommentaren lernen. Immer.

Der Kommentar dieses Menschen kam also per Mail und bestand darin, daß er mir in Gänsefüßchen mitteilte, in der Schwerelosigkeit lasse sich trefflich luftleer philosophieren. Das war’s. Nicht die Spur einer inhaltlichen Aussage.

Nun weiß ich aus dem Biologieunterricht, obwohl der schon lange zurückliegt, daß das Leben in der Schwerelosigkeit ziemlich schwierig ist und erst recht das Philosophieren, denke ich mal, was ich hier nicht näher zu erklären brauche, weil die meisten wissen werden, warum das so ist.

Vermutlich weiß der Schreiber der Mail das auch, aber er wollte wohl etwas anderes sagen, was ihm aber nicht gelungen ist. Also tue ich das jetzt für ihn. Ich denke, er wollte sagen, fernab der Realität lasse es sich gut philosophieren, weil der Bezug zur Realität das Philosophieren erschwert. Dazu kann ich nur sagen: Ich befinde mich mitten in der Realität – oder vielleicht am Rand, wer weiß das schon so genau. Der Schreiber der Schwerelosigkeit jedoch hat hier eine Aussage getroffen, die irreal ist. Mit Recht könnte ich jetzt sagen, es sei sinnlos, mit irrealen Aussagen anderen Realitätsferne zu unterstellen. Und das sage ich.

Da fällt mir ein Gedicht von Ringelnatz ein:

Bumerang

War einmal ein Bumerang
War ein Weniges zu lang.
Bumerang flog ein Stück
Aber kam nicht mehr zurück.
Publikum – noch stundenlang –
Wartete auf Bumerang.

Aber manchmal kommt der Bumerang dann doch noch zurück.

PS: Der andere hat sich übrigens weniger zurückhaltend ausgedrückt. Er sagte zu dem weltfremden Mail-Schreiber schlicht: »Dir haben sie wohl ins Gehirn geschissen.« Möglich, aber wohl doch auch eher irreal.

Das Nichts

Umgeben vom Nichts wird das Nichts nicht sichtbar. Umgeben von etwas schon. Und dann ist es nicht mehr nichts, sondern etwas. Das Nichts nichtet sich. Heidegger würde eher sagen: »Das Nichts nichtet.« Aber einfach ist das nicht. Der Sprung des Schattens aus dem Schatten.

Zu bedenken

Wenn alles möglich ist, ist alles möglich, sogar daß Imponderabilien zu Ponderabilien werden, doch leider ist auch möglich, daß nichts möglich ist. Aber wenn nichts möglich ist, ist nichts möglich. Obwohl ich kein Berufsoptimist bin, ziehe die erste Variante vor.

Reflexion

Manchmal reicht es schon, um einen Menschen abzulehnen, daß er unseren Mangel an Selbstreflexion reflektiert. Und sei es durch seinen eigenen Mangel an Selbstreflexion. Sich so im andern zu erkennen kann bitter sein. Noch bitterer ist es, wenn die reflektorische Stärke des anderen unsere Selbstreflexionsschwäche offenbart und wir nicht fähig oder nicht bereit sind, uns selbst in Frage zu stellen, weil das nicht unserem Lebensmuster entspricht.

Teatro vaticanum in infinitum

Der weiße Popanz
und die violettbemützten Pfauen
wie junge Mumien
sind sie, aber schöner anzuschauen.

Es gibt das Stück
Herr Gott und seine Proselyten.
Die Erstbesetzung ist vakant
durch Dauerurlaub in den Mythen

Fahnen im Staub

Gesplittert das Eis
gebrochene Nächte
ein Zug auf dem Gleis
das Gurgeln der Schächte.

Die Wege sind kalt
so kalt wie die Fahnen
zerschlissen und alt
die Wegzeichen mahnen.

Sie sprechen von Sonnen
verglüht und verlassen
die Wasser geronnen
verharzt alle Gassen.

Die Tage sind leer
geöffnet die Schächte
und rings um dich her
Gelichter der Nächte.

Wenn Morgen aufgraut
wohin sollst du gehen
kein atmender Laut
es ist längst geschehen:

Die Träume sind fort
die Häuser verlassen
kein atmender Ort
nur klebrige Gassen.

Schon immer verlassen
vorbei sind die Träume
du träumtest die Massen
nur schwankende Bäume.

Die Erde ist leer
verlebt und verlassen
und rings um dich her
die Fahnen, die Gassen.

Und gehst du auch fort
du kommst immer wieder
und schwankst wie das Wort
und zuckst wie die Lider.

Ein Zug auf dem Gleis
es gibt kein Entrinnen
die Fahne nicht weiß
es gab kein Beginnen.

Die Tage nicht blau
die Nächte verlassen.
Das Meer nicht mal grau
nur Kot in den Gassen.

Und Wärme gespürt
die Liebe getrunken
von Sinnen verführt
in Sinnen ertrunken.

Die Wege sind kalt
so kalt wie die Fahnen
auf Harsch und Basalt
ziehst du deine Bahnen.

Dein Fleisch ist so leer
verbrannt die Gedanken
nur dumpfe Begehr
nur haltloses Wanken.

Du wanderst umher
und spielst mit Vernichtern
treibst Maskenverkehr
mit leeren Gesichtern.

Bist selbst doch nur Staub
aus Stäuben geboren
verwelkst wie das Laub
genauso verloren.

Umhäuteter Schutt
Jahrzehnte gehärtet
im Traum noch Perlmutt
hoch überbewertet.

So wert wie der Stein
dem einst du das Kissen
tagaus und tagein
der Abstand ist Wissen.

Gedenke der Tat
das ist deine Strafe
auf surrendem Rad
gedenke und schlafe.

Trag ab alle Schuld
und handle vermessen
mit Geist und Geduld
die Zukunft vergessen.

Wird sein kalter Rauch
und Asche der Väter
kein Baum mehr kein Strauch
kein Grab für die Täter

Versuch eines Gesprächs mit Feministin(nen)

Zitat aus »Emma«

»Frauen sind witzig – witziger als Männer. Daher hört man aus der Damentoilette immer Gelächter – wir machen uns drinnen vor Lachen in die Hose. Selten hört man Gelächter aus der Herrentoilette. Und das liegt nur zum Teil daran, dass sie dort keine separaten Kabäuschen haben. Steckt drei Frauen länger als drei Minuten zusammen, und schon haben sie – egal, ob sie sich vorher kannten oder nicht – hochwichtige Details ihres Innenlebens ausgetauscht und angefangen zu lachen.«

Darauf mein Kommentar:

Frauen sind nicht nur witziger als Männer, Frauen sind einfach die besseren Menschen.

Darauf V.:

Also dass Frauen die besseren Menschen sind, finde ich nicht.
Feminismus betrifft Männer u. Frauen. Sie sollten lernen voneinander.
LG V.

Mein Kommentar:

Leider, liebe V., tun sich die meisten mit dem Lernen sehr schwer. Manche verstehen sogar ironische Bemerkungen nicht und bezeichnen nachvollziehbare Kritik als Haßtiraden.

Behauptung: »Frauen sind witzig – witziger als Männer. Daher hört man aus der Damentoilette immer Gelächter …«

Gegenrede: Merkwürdigerweise habe ich, wenn ich an einer Damentoilette vorbeigegangen bin, was in meinem Leben schon häufig vorgekommen ist, nur hin und wieder Gelächter gehört. Aber da wird schon manchmal gelacht, sagt meine Freundin. Meist jedoch, das bestätigt meine Tochter, über andere Frauen. Von »immer« kann natürlich auch keine Rede sein. Ebensowenig wie davon, daß Männer auf der Toilette nie lachen. Kommt aber tatsächlich selten vor. Der Grund ist einfach der: Männer halten sich selten länger als drei Minuten in einer Herrentoilette auf. Wenn doch, dann ist es ein Notfall, und in Notfällen hat man in der Regel nichts zu lachen. Außerdem weiß ja nun jeder, der darauf achtet, daß Männer im Gegensatz zu Frauen nur ungern mit anderen Männern zusammen die Toilette aufsuchen, es sei denn es handelt sich um schwule Männer.

Und weshalb sollen Frauen nun witziger sein als Männer? Mir fehlt für das »daher« oben ein plausibles Argument. Abgesehen davon glaube ich nicht, daß es eine Notwendigkeit für die obengenannte Behauptung gibt. Ist nicht jedes Männer sind … und jedes Frauen sind … einfach nur doof? Und dient es nicht ausschließlich dazu, Männer und Frauen auseinanderzudividieren?

Darauf V.:

Hallo L.!
Sorry, aber mit Deiner Gegenrede bist du bei mir an der falschen Adresse. Der Artikel ist von den EMMAs.
Hier kannst Du Ihnen antworten: E-Mail: redaktion@emma.de
Die Redaktion freut sich immer sehr über Rückmeldungen. 🙂
LG V.

Mein Kommentar:

Liebe V., das ist doch wohl nicht dein Ernst. Ich kenne das so, daß man nur dann ohne kritischen Kommentar zitiert, wenn man selbst dahintersteht. Machst du das anders? Stehst du selbst hinter diesem Hohoho-Kinderkram oder nicht? Sag doch mal was dazu: Was hältst du davon? Und was ist mit den ersten zwei Zeilen? Die beziehen sich nicht auf »Emma«.

Darauf U. T.:

Ach, Ironie war der erste Kommentar von Dir. Sowas.. von unwitzig… (Buh! Schnarch! XD )
Na, damit bestätigst Du aber zumindest den 1. Teil Deiner Behauptung zu 100%! XDDD

Mein Kommentar:

Tolle Argumente, U. Alle Achtung. Ganz hohes Niveau.

Darauf U.:

Vollkommen RICHTIG erkannt, L.: Absolut dumm und niveaulos war das.
Das war nämlich GANZ EXAKT DEIN Niveau, DEINE Art, die ich hier gespiegelt habe! 😉

Schmeckt Dir nicht!? Na, dann weißt Du jetzt ja, wie sich V. fühlen muß bei dem Quark, den Du hier selbst verzapfst.
Vielleicht läßt Du Dir das mal gründlich durch den Kopf gehen, bevor Du wieder die Finger an die Tastatur legst.

Darauf V.:

Danke @U. T.! 🙂

Und weiter V.:

Hallo L.!
Was die ersten zwei Zeilen von Dir betrifft die sich nicht auf den EMMA Artikel beziehen, machst du genau dort weiter wo du per Email [als Antwort auf eine E-Mail von mir, V. – Anmerkung von Lyriost] aufgehört hast: Mich grundlos persönlich anzugreifen u. deine Hass-Reden als harmlose Kritik darzustellen. Ich hatte dich klar u. deutlich gebeten mir keine weiteren Texte (Hass-Tiraden) zu schreiben. Nun willst du das scheinbar hier im Blog fortsetzen. Nein danke!

Wenn Du den EMMAs etwas zu ihren Artikeln oder zum Feminismus schreiben möchtest kannst du das jederzeit öffentlich auf Facebook tun. https://de-de.facebook.com/emma.magazin/

Ansonsten bitte ich dich hier in meinem Blog keine Kommentare mehr zu schreiben!
Jeder weitere Kommentar von Dir wird gelöscht werden.

MfG
V.

Mein Kommentar:

Wunderbar. Man ist nicht in der Lage, sich mit Argumenten sachlich auseinanderzusetzen, reitet aber auf hohem Roß durch die Welt und hält sich für etwas Besonderes. Und wenn einer mal Zweifel anmeldet, möchte man ihn am liebsten über den Haufen reiten. Aber: Wer sich dem Diskurs nicht stellt, hat unrecht.

»Sie sollten lernen voneinander», schreibst du. Aber du meinst damit tatsächlich, andere sollten von dir lernen. Wie kann man auch voneinander lernen, wenn man die Kommentare des anderen nicht hören will, sich damit nicht auseinandersetzen will und sie ignoriert oder gar löscht?

Du solltest bitte ehrlich sein und erklären: Es sind nur unkritische und zustimmende Kommentare erwünscht. Ist das nicht etwas armselig?

Bitte definiere doch mal das Wort Haß, das du jetzt schon wieder ins Gespräch wirfst. Wo siehst du bei mir Haß? Ich sehe nur Widerspruch. Machst du es dir nicht etwas zu leicht, wenn du jede von deiner eigenen abweichende Meinung in die Haß-Ecke schiebst? Selbst was U. hier schreibt, ist noch kein Haß, sondern nur Ausdruck von Unreife und Ressentiment. Bei mir gibt es so was wie Haß dagegen überhaupt nicht, und in meinem Alter wäre Unreife etwas absonderlich. Ressentiments habe ich ohnehin nur gegen Dummheit – unabhängig vom Geschlecht. Diese Abneigungen sind allerdings tief. Wie man leicht merken kann.

Viele Fragen, keine Antworten.

Bin gespannt, was weiter passieren wird.

Was wohl? Mein letzter Kommentar wurde selbstverständlich gelöscht. Und genauso mein Link zu diesem Eintrag hier. Missionare und Missionarinnen tun sich von jeher schwer mit kritischen Nachfragen und Einwänden. Fällt auf sie selbst zurück.

 

Anmerkung: Die im Diskurs erwähnte E-Mail von mir, die angeblich »Haß-Reden« und persönliche Angriffe enthielt, war eine Antwort auf eine Anfrage der Feministin V., deren Antwort ihr nicht gefallen hat. Was ich verstehe. Bei Bedarf kann ich diese gern hier einstellen oder daraus zitieren. Natürlich gab es darin weder »Haß-Reden« noch »persönliche Angriffe«. Allerdings auch nicht das Gegenteil. Ich habe nur ruhig und sachlich erklärt, weshalb ich den Wünschen der Bittstellerin nicht nachkommen kann und inwiefern sie selbst dafür verantwortlich ist, daß ich das nicht kann.