Eine Häufung lateinischer Zitate und Redewendungen wirkt selbst in wissenschaftlichen Abhandlungen oft verkrampft wichtigtuerisch und erzeugt bei aufmerksamen Lesern eher Abscheu als Bewunderung. Wenn aber die Texte um die Zitate herum wohlgeordnet und prägnant sind, ist man geneigt, ein Auge zuzudrücken.
Aber lateinische Redewendungen in einem Schreiben der Hausverwaltung? Da vermutet man doch sofort, daß die Hausverwalterin auf dem Flohmarkt versehentlich den Büchmann mitgenommen hat, weil die Farbe so gut zum grünen Kostüm paßt.
Und wenn es dann nur mit Mühe gelingt, den um das Zitat herumgruppierten Text in deutscher Kanzleiversuchssprache zu entziffern, dann hilft nur noch homerisches Gelächter. Aber das klingt ja nicht lateinisch, sondern griechisch. Ich werde mein Antwortschreiben mit ein paar altgriechischen Floskeln garnieren. Bin gespannt auf die Reaktion.
Wer die Sprachschleiferei nicht so gut beherrscht wie weiland Spinoza das Linsenschleifen, der sollte besser auf derlei bildungsbürgerlichen Schnickschnack verzichten, denn durch die Qualität solcher Zitateinsprengsel wird die Armseligkeit der Umgebung nur noch deutlicher.
Latet anguis in herba.
2005